Die Zinsen für Baufinanzierungen sind seit Anfang September leicht gestiegen. Bereits seit einiger Zeit (seit März dieses Jahres) bewegen sich die Baugeldzinsen jedoch eher seitwärts. Dabei orientieren sich die Zinsen für Baugeld an den Zinsen langfristiger Bundesanleihen.
Wie entwickeln sich die Leitzinsen?
Die Konjunktur im Euroraum stockt. Die teils hohe Inflation in einigen Euro-Ländern belastet die Geldbeutel der Bürger nach wie vor.
Inflation bedeutet, dass Waren und Dienstleistungen teurer werden. Das Geld wird somit weniger wert.
Daher versucht die Europäische Zentralbank (EZB) seit mehreren Monaten die Inflation im Euroraum in den Griff zu bekommen. Ziel der EZB ist es, eine Inflationsrate von zwei Prozent zu erreichen und Preisstabilität zu gewährleisten.
Um dieses Ziel zu erreichen, hat die EZB in dieser Woche den Leitzins erneut angehoben. Bereits zum 10. Mal in Folge erhöht die EZB damit den Leitzins auf nun 4,5 Prozent (vormals 4,25 Prozent). Seit der Einführung des Euro im Jahr 2002, hat es noch nie einen höheren Leitzins im Euroraum gegeben!
Die Höhe des Leitzinses ist vor allem für Banken wichtig, die sich von der EZB Geld leihen möchten. Denn diesen Zinssatz müssen sie für eine Geldleihe zahlen.
Legen Geschäftsbanken Geld bei der EZB an, erhalten sie zukünftig 4,0 Prozent auf ihre Einlagen (vormals 3,75 Prozent).
„Die Inflation geht weiter zurück, dürfte aber noch zu lange zu hoch bleiben“, wird die EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einem Handelsblatt Artikel vom 14.09.2023 zitiert.
Einstimmig war die Entscheidung keineswegs. Einige Ratsmitglieder waren gegen eine weitere Leitzins-Erhöhung. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Konjunktur im Euroraum angeschlagen ist und die Wachstumsaussichten eher trübe sind. So fand sich "nur" eine "solide Mehrheit", die letztendlich aber ausgereicht hat, um diesen Zinsschritt zu gehen.
Weitere Leitzins-Erhöhungen sind nicht ausgeschlossen. Auch wenn die meisten Experten davon ausgehen, dass es im Oktober keine weitere Leitzins-Erhöhung geben wird. Allerdings wird Frau Lagarde in einem Tagesschau Artikel vom 14.09.2023 wie folgt zitiert: "Ich sage nicht, dass wir den Höhepunkt jetzt erreicht haben".
Mit Blick in die USA wird es kommende Woche ebenfalls spannend. Dann entscheidet die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) über die Leitzinsen in den USA. Derzeit bewegt sich der US-Leitzins in einer Spanne von 5,25 - 5,50 Prozent. Die meisten Experten gehen davon aus, dass es keine Änderungen geben wird.
Wie entwickelt sich die Inflationsrate in Deutschland?
Die Inflationsrate in Deutschland ist im August leicht auf 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Das bestätigte das Statistische Bundesamt, nachdem es Ende August diese Einschätzung gemacht hatte. Zahlreiche Experten gingen von einem größeren Rückgang aus. Im Juli lag die Inflationsrate nur minimal höher, bei 6,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Damit liegt die Inflationsrate in Deutschland nach wie vor deutlich über der Inflationsrate im Euroraum. Diese hat sich im August nicht verändert und beträgt wie im Juli 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, so Statistikamt Eurostat.
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Größere Inflationstreiber in Deutschland waren in den vergangenen Monaten - neben steigenden Lebensmittelpreisen (9 % teurer im August gegenüber dem Vorjahresmonat) - auch hohe Energiepreise sowie höhere durchgesetzte Preise der Unternehmen, die über das Maß der tatsächlichen Kosten hinausgingen. Des Weiteren wird die Inflation durch steigende Löhne und Gehälter zusätzlich angeheizt.
In den Nachbarländern Deutschlands, wie z. B. den Niederlanden, nimmt die Inflationsrate aufgrund schneller sinkenden Energiepreisen auch deutlich schneller ab. So beträgt diese im Nachbarland im August 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, gegenüber noch 5,3 Prozent im Juli.
Für das Jahr 2023 geht die EZB von einer Inflationsrate im Euroraum von 5,6 Prozent aus. Zunächst wurde eine Inflationsrate von 5,4 Prozent erwartet.
Deutsche Wirtschaft stagniert im 2. Quartal
Das Statistische Bundesamt gab zudem vor einigen Tagen bekannt, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) von April bis Juni im Vergleich zum Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt stagnierte. Die deutsche Wirtschaft tritt sozusagen auf der Stelle.
Noch im 1. Quartal befand sich Deutschland in einer sogenannten "technischen Rezession". Das bedeutet, dass die Wirtschaftsleistung zwei Quartale hintereinander schrumpft.
Darüber hinaus sind die Aussichten für die folgenden Monate eher trübe. Denn die Zinsen und die Inflation werden weiter hoch bleiben. Insgesamt gehen zahlreiche Experten davon aus, dass die deutsche Wirtschaft dieses Jahr um 0,3 Prozent schrumpfen wird.
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Wie geht es weiter mit den Baugeldzinsen?
Baufinanzierer müssen sich weiterhin auf schwankende Baugeldzinsen einstellen. Es ist gut möglich, dass mittelfristig die 4-Prozent-Marke nachhaltig überschritten wird. Denn auch wenn die Inflation im Euroraum und in Deutschland leicht sinken sollte, ist sie nach wie vor sehr hoch.
Bei einer hohen Inflation sind Bundesanleihen mit einem niedrigen Zins für Investoren nicht mehr attraktiv. Investoren werden sie also verkaufen. Werden Bundesanleihen verkauft, sinken deren Kurse und die Zinsen steigen an. Wie eingangs erwähnt, orientieren sich die Baugeldzinsen an langlaufenden Anleihen. Die Zinsen für Baufinanzierungen steigen somit auch an.
Darüber hinaus werden derzeit so wenig Baukredite vergeben, wie schon lange nicht mehr. Denn die Darlehensgeber lehnen immer mehr Kreditanträge ab. Die Gründe hierfür sind vielfältig:
- Neubauten werden aufgrund gestiegener Rohstoffpreise und regulatorischer Vorgaben immer teurer, sodass der Beleihungsauslauf oftmals 90 % und mehr beträgt,
- die Baugeldzinsen steigen und machen Baudarlehen entsprechend teuer,
- Banken verlangen mehr Eigenkapital und setzen hohe Pauschalen für Lebenshaltungskosten an,
- die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) stellt hohe Anforderungen an die Banken für die Kreditvergabe.
Die Liste ließe sich noch weiter fortführen.
Vor allem Anschlussfinanzierer, deren Sollzinsbindung kurz- bis mittelfristig endet, sollten sich jetzt um eine Anschlussfinanzierung kümmern. Denn wenn die Zinsen für Baugeld weiter steigen, könnten die monatlichen Raten der Anschlussfinanzierung zu einem finanziellen Kraftakt werden.
Baufinanzierungsrechner
Worauf sollten Sie als Baufinanzierer achten?
Für viele Baufinanzierer wird der Traum vom Eigenheim zur Herausforderung, wenn die Preise für Baumaterial, Handwerker, etc. oder die Zinsen steigen. Es gilt immer auf das eigene Budget zu achten, denn dieses sollte niemals zu knapp bemessen werden.
Zu wenig Eigenkapital oder ein zu niedriges monatliches Einkommen führt dazu, dass der Darlehensgeber die Baufinanzierung nicht realisieren wird.
Wichtig für Sie als Baufinanzierer:
In einem steigenden Zinsumfeld können die Konditionen unserer Finanzierungspartner meist nur für wenige Tage reserviert werden. Die Bearbeitungszeiten unserer Finanzierungspartnern sind ebenfalls länger als zu normalen Zeiten.
Daher ist es umso wichtiger, dass Sie uns Ihre Unterlagen zu Ihrer Immobilie möglichst schnell und komplett zur Verfügung stellen. So sichern Sie sich die aktuellen Konditionen.
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Was bedeuten steigende Baugeldzinsen für Sie?
Nutzen Sie die Chance - egal ob für die Anschlussfinanzierung, den Hauskauf oder einen Neubau und sichern Sie sich die aktuellen Baugeldzinsen.
Auch ein Bausparvertrag zur Zinssicherung kann äußerst sinnvoll sein. Sprechen Sie einfach Ihre Beraterin oder Ihren Berater an.
Quellen:
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/fed-wirtschaft-zinsen-boerse-100.html
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/konjunktur-deutschland-zweites-quartal-100.html
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/inflation-august-erste-schaetzung-100.html
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/inflation-eurozone-stagniert-unterschiede-100.html
https://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/verbraucherpreise-us-inflation-steigt-weniger-stark-als-erwartet/29325222.html
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/notenbank-inflation-ezb-102.html
https://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/geldpolitik-ezb-erhoeht-die-zinsen-weiter-nun-ist-der-gipfel-in-sicht/29391594.html