Die Zinsen für Baufinanzierungen bewegten sich in der 1. Jahreshälfte innerhalb eines recht engen "Zins-Korridors". Im Juli und im August sind die Zinsen für Baugeld jedoch deutlich gesunken. Derzeit weisen diese ein Niveau wie zu Jahresbeginn auf. Grundsätzlich orientieren sich die Zinsen für Baugeld an den Zinsen langfristiger Bundesanleihen.
Wie entwickeln sich die Leitzinsen?
Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) ist es, eine Inflationsrate von nahe zwei Prozent zu erreichen und Preisstabilität zu gewährleisten. Daher hatte die EZB über Monate bzw. Jahre hinweg versucht, die teils hohe Inflationrate im Euroraum in den Griff zu bekommen. Hierzu erhöhte die EZB in den vergangenen Jahren den Leitzins in mehreren Schritten. Dabei galt es immer die Konjunktur in der Währungsunion bei der Umsetzung der Geldpolitik zu berücksichtigen. Denn diese lahmt bis heute.
Inflation bedeutet, dass Waren und Dienstleistungen teurer werden. Das Geld wird somit weniger wert.
Zu Anfang Juni senkte die EZB den Leitzins und leitete mit dieser Maßnahme die Trendwende in ihrer bisherigen Geldpolitik ein. Der Leitzins im Euroraum sank um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent.
Auf ihrer EZB-Ratssitzung Mitte Juli hatte die EZB - wie von vielen Experten erwartet - keine Änderung beim Leitzins vorgenommen. Auch vor dem Hintergrund, dass man erwartet, dass die Inflationsrate weiterhin über den angestrebten zwei Prozent liegen wird. Experten rechnen allerdings mit zwei weiteren Zinssenkungen in diesem Jahr (im September und im Dezember).
Die Höhe des Leitzinses ist vor allem für Banken wichtig, die sich von der EZB Geld leihen möchten. Denn diesen Zinssatz müssen sie für eine Geldleihe zahlen.
Wichtig für Sie: Die Senkung des Leitzinses wird sich in der Regel kaum auf die Baugeldzinsen auswirken! Denn die Baugeldzinsen orientieren sich u.a. an der Entwicklung langfristiger Bundesanleihen sowie der Inflationsrate. Die Leitzinssenkung begünstigt unter Umständen sogar eine steigende Inflationserwartung für die Zukunft, was auch die Baugeldzinsen wieder ansteigen lassen könnte.
Größere Auswirkungen haben Leitzinssenkungen für Sparer mit einem Tagesgeldkonto. Denn die Banken passen ihre Zinsen recht zügig auf das niedrigere Zinsniveau an. Ratenkredite werden in der Regel günstiger.
Auch die US-Notenbank Fed belässt den US-Leitzins auf dem derzeitigen Niveau, innerhalb einer Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Das gab die Fed Ende Juli bekannt. Ursprünglich gingen Experten von mehreren Zinssenkungen in diesem Jahr aus. Allerdings zeigte sich bis Mitte des Jahres 2024 die US-Inflationsrate hartnäckig, sodass die Experten mit maximal ein bis zwei Zinssenkungen in diesem Jahr rechnen. Entsprechend kamen bereits Signale von der US-Notenbank, dass im September eine Leitzinssenkung vorgenommen werden könnte.
Wie entwickelt sich die Inflationsrate in Deutschland?
Im August sind die Preise für Waren und Dienstleistungen in Deutschland überraschend deutlich gefallen. Wie das Statistische Bundesamt in einer vorläufigen Schätzung mitteilte, ist die Inflation im August auf 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Eine solch niedrige Inflationsrate gab es zuletzt vor mehr als drei Jahren. Im Juli 2024 betrug die Inflationsrate noch 2,3 Prozent.
Experten hatten einen Rückgang der Inflationsrate erwartet, allerdings nicht so deutlich. Ein Grund für den Rückgang sind die gesunken Energiepreise für Benzin, Diesel und Heizöl. Dabei wirkte sich die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar positiv für uns aus. Denn Öl wird in US-Dollar gehandelt. Somit verbilligt sich für uns der Preis für Öl oder anders ausgedrückt, wir erhalten mehr Öl für das gleiche Geld.
Die Kerninflationsrate, bereinigt um die schwankungsanfälligen Nahrungsmittel- und Energiepreise sank nur leicht um 0,1 Prozent auf 2,8 Prozent.
Verbraucher sollten sich keine allzu großen Hoffnungen machen, dass sich der Trend einer sinkenden Inflationsrate fortsetzt. Auch wenn sich die Experten nicht ganz einig sind, wie lange die Inflationsrate auf diesem Niveau bleibt.
Vor allem Tarifverhandlungen können zukünftig für steigende Kosten im Dienstleistungssektor sorgen. Kunden bekommen meist steigende Lohn- und Gehaltskosten bei Unternehmen in Form von steigenden Preisen zu spüren. Eine sogenannte Lohn-Preis-Spirale könnte in Gang gesetzt werden: Unternehmen erhöhen die Löhne - steigende Löhne müssen durch steigende Preise ausgeglichen werden - Arbeitnehmer gehen erneut in Tarifverhandlungen für höhere Löhne, usw. Es wird sich zeigen, wie stark die Dienstleistungskosten steigen. Hier zu eine Einschätzung von Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank:
"In den kommenden sechs bis zwölf Monaten dürfte sich die Rate wieder in Richtung drei Prozent bewegen".
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Wie entwickelt sich die Inflationsrate im Euroraum und in den USA?
Im Euroraum ist die Inflation im August 2024 laut einer vorläufigen Schätzung des Statistikamts Eurostat gesunken. Im August 2024 betrug diese 2,2 Prozent (gegenüber dem Vorjahresmonat), was eine Senkung um 0,4 Prozentpunkte gegenüber Juli bedeutet.
Das Szenario rund um die Inflationsrate in Deutschland lässt sich auch auf den Euroraum übertragen. Die Energiepreise im Euroraum sind spürbar gesunken und die Kosten für den Dienstleistungssektor sind weiterhin hoch bzw. sind sogar leicht gestiegen.
Die Kerninflation ist im Vergleich zum Juli dieses Jahres leicht um 0,1 Prozent auf 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Bei der Kerninflation werden die schwankungsanfälligen Preise für Energie- und Lebensmittel nicht berücksichtigt.
Mit Blick auf die USA gingen Experten zu Anfang des Jahres von drei bis sechs Leitzins-Senkungen in diesem Jahr aus. Allerdings sank die Inflationsrate in den USA nicht auf ein akzeptables Niveau, dass mehrere Leitzinssenkungen rechtfertigen würde. Nun hat sich die Inflationsrate in den USA im Juli erneut abgeschwächt, wie auch schon im Juni. Im Juli 2024 betrug diese 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit ist die Inflationsrate in den USA auf dem niedrigsten Stand seit dem März 2021.
Die Kerninflation sank leicht von 3,3 Prozent (Vormonat) auf 3,2 Prozent. Für die US-Notenbank Fed ist die Kerninflation ein wichtiger Indikator für ihre geldpolitischen Entscheidungen. Es ist durchaus möglich, dass die Fed den Leitzins auf ihrer nächsten Sitzung senken könnte.
Das sich die Zinsen für langlaufende Anleihen u.a. an der Entwicklung der Inflationsrate orientieren kann man sehr gut an der Entwicklung der Renditen für US-Anleihen erkennen.
Die Inflationsrate in den USA ist bis Ende letztes Jahr deutlich gesunken. Gleichzeitig ist auch die US-Anleiherendite der zehnjährigen US-Anleihen bis Ende 2023 unter vier Prozent gesunken. In den ersten Monaten des Jahres 2024 stieg die Inflationsrate in den USA wieder an. Entsprechend war auch ein steigender Zinstrend bei den US-Anleihen deutlich erkennbar.
Letztlich wirkt sich u.a. die Zinsentwicklung der US-Anleihen auch auf die Zinsentwicklung der Bundesanleihen aus bzw. kann diese beeinflussen.
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Wie geht es weiter mit den Baugeldzinsen?
Baufinanzierer müssen sich weiterhin auf schwankende Baugeldzinsen einstellen. Denn die Inflation im Euroraum und in Deutschland schwankt derzeit ebenfalls. Im Euroraum bewegt sie sich immer noch über dem EZB-Ziel von zwei Prozent.
Insgesamt wurde für das Jahr 2024 eine höhere Inflationsrate als die von der EZB angepeilten zwei Prozent erwartet. Dies hat sich bis zum Ende der 1. Jahreshälfte auch bestätigt. In Deutschland sind dafür diverse Maßnahmen der Bundesregierung mitverantwortlich gewesen, welche die Inflation in Deutschland anheizten.
Dazu zählt unter anderem die Anpassung des CO2-Preises von 30,- € auf 45,- € je Tonne. Das führt zu steigenden Preisen beim Tanken und Heizen. Im kommenden Jahr wird eine weitere Erhöhung auf 55,- € je Tonne vorgenommen.
Im Gastro-Gewerbe wurde die Mehrwertsteuer wieder von 7 Prozent auf 19 Prozent angehoben. Während der Corona-Krise wollte die Regierung so das Gastro-Gewerbe entlasten.
Bei einer hohen Inflation sind Bundesanleihen mit einem niedrigen Zins für Investoren nicht mehr attraktiv. Investoren werden diese verkaufen. Werden Bundesanleihen verkauft, sinken deren Kurse und die Zinsen steigen an. Wie eingangs erwähnt, orientieren sich die Baugeldzinsen an langlaufenden Anleihen. Die Zinsen für Baufinanzierungen steigen entsprechend ebenfalls an.
Darüber hinaus werden derzeit so wenig Baukredite vergeben, wie schon lange nicht mehr. Denn die Darlehensgeber lehnen immer mehr Kreditanträge ab. Die Gründe hierfür sind vielfältig:
- Neubauten werden aufgrund gestiegener Rohstoffpreise und regulatorischer Vorgaben immer teurer, sodass der Beleihungsauslauf oftmals 90 % und mehr beträgt,
- steigen die Baugeldzinsen, macht dies Baudarlehen entsprechend teuer,
- Banken verlangen mehr Eigenkapital und setzen hohe Pauschalen für Lebenshaltungskosten an,
- die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) stellt hohe Anforderungen an die Banken für die Kreditvergabe.
Die Liste ließe sich noch weiter fortführen.
Vor allem Anschlussfinanzierer, deren Sollzinsbindung kurz- bis mittelfristig endet, sollten sich jetzt um eine Anschlussfinanzierung kümmern. Die Zinsen sind historisch gesehen nach wie vor günstig. Sollten die Zinsen für Baugeld aber wieder steigen, könnten die monatlichen Raten der Anschlussfinanzierung zu einem finanziellen Kraftakt werden.
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Worauf sollten Sie als Baufinanzierer achten?
Für viele Baufinanzierer wird der Traum vom Eigenheim zur Herausforderung, wenn die Preise für Baumaterial, Handwerker, etc. oder die Zinsen steigen. Es gilt immer auf das eigene Budget zu achten, denn dieses sollte niemals zu knapp bemessen werden.
Zu wenig Eigenkapital oder ein zu niedriges monatliches Einkommen führt dazu, dass der Darlehensgeber die Baufinanzierung nicht realisieren wird.
Nutzen Sie die Chance - egal ob für die Anschlussfinanzierung, den Hauskauf oder einen Neubau und sichern Sie sich die aktuellen Baugeldzinsen.
Auch ein Bausparvertrag zur Zinssicherung kann äußerst sinnvoll sein. Sprechen Sie einfach Ihre Beraterin oder Ihren Berater an.
Wichtig für Sie als Baufinanzierer:
In einem steigenden Zinsumfeld können die Konditionen unserer Finanzierungspartner meist nur für wenige Tage reserviert werden. Die Bearbeitungszeiten unserer Finanzierungspartnern sind ebenfalls länger als zu normalen Zeiten.
Daher ist es umso wichtiger, dass Sie uns Ihre Unterlagen zu Ihrer Immobilie möglichst schnell und komplett zur Verfügung stellen. So sichern Sie sich die aktuellen Konditionen.
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Quellen:
https://boersen.manager-magazin.de/kursinformationen/swap-eur-10-jahre/XC0009683662/
https://www.cnbc.com/quotes/US10Y
https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Verbraucherpreisindex/_inhalt.html
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/notenbank-inflation-ezb-102.html
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/zinsen-104.html
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/marktberichte/marktbericht-geldanlage-finanzen-aktien-rendite-konjunktur-inflation-100.html
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/ezb-zinspause-lagarde-notenbank-100.html
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/fed-zinsentscheid-102.html
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/euro-inflation-juli-2024-100.html
https://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/us-inflation-sinkt-auf-2-9-prozent-zinssenkung-der-fed-wird-erwartet-19919367.html
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/inflation-verbraucherpreise-104.html
https://www.welt.de/wirtschaft/article253253570/Inflationsrate-in-Deutschland-sinkt-auf-tiefsten-Wert-seit-mehr-als-drei-Jahren.html
https://www.faz.net/aktuell/finanzen/ezb-vor-zinssenkung-inflation-im-euroraum-faellt-auf-2-2-prozent-19951763.html