Trotz des beschleunigten Abschwungs in der Euro-Zone erwägt die Europäische Zentralbank offenbar keine weitere Zinssenkung zur Ankurbelung der Konjunktur. EZB-Direktoriumsmitglied Jürgen Stark sieht für solche Maßnahmen zurzeit wenig Spielraum. Nach der letzten Zinsentscheidung sind die Möglichkeiten so begrenzt, dass – wenn überhaupt – nur kleine Schritte möglich sind.
Trotz der Zinssenkung um 0,75 Prozentpunkte in der vergangenen Woche sind die Zinsen für langfristige Finanzierungen wieder deutlich gestiegen! Hauptursache hierfür ist, dass die Refinanzierungssituation fast aller Kreditinstitute angespannt ist. Der Geldhandel zwischen den Banken stockt immer noch, so dass Zinssenkungen nicht beim Endverbraucher ankommen. Niedrigere Leitzinsen führen nicht automatisch zu einer Senkung der Hypothekenzinsen! Zum Leitzins können sich die Banken nur kurzfristig Geld von der EZB leihen. Da die Zinsbindung von Baufinanzierungen in der Regel zwischen 5 und 30 Jahren liegt, müssen sich die Banken entsprechend langfristig refinanzieren.
Ein weiterer Grund für die steigenden Zinsen ist der hohe Finanzierungsbedarf der öffentlichen Haushalte. Konjunkturpakete und Maßnahmen zur Stützung des Finanzsystems müssen über den Anleihemarkt finanziert werden. Steigt das Angebot von Anleihen hat dies sinkende Kurse und gleichzeitig langfristig steigende Zinsen zu Folge.